
Familientradition auf der Kippe
Die Solés sind Obstbauern. Seit 80 Jahren pflegen sie Pfirsichbäume und ernten deren
Früchte. Und nach dem Sommer soll alles vorbei sein? In „Alcarràs“ – neu im Kino.
„Der Goldene Bär der Berlinale
2022 geht an ,Alcarràs‘“, verkündete
der Präsident der Jury M. Night
Shyamalan im Februar dieses Jahres
in Berlin. „Wegen ihrer herausragenden
Darstellungen“, „wegen
der Fähigkeit, die Zärtlichkeit und
Komödie einer Familie ebenso zu
zeigen wir ihre Kämpfe“. Zudem
stelle der Film eine Verbindung von
uns zur Erde her und zeige unsere
Abhängigkeit von ihr. Am 11. August
kommt „Alcarràs – die letzte
Ernte“ nun in die Kinos.
Sonnenstrom statt Obst
Der Film von Carla Simón erzählt die Geschichte
der Familie Solé. Sie lebt in Alcarràs im tiefsten
Katalonien und baut seit über 80 Jahren Pfirsiche
an. Das Land hat ihnen einst Großgrundbesitzer
Foto: Luís Tudela
Fantasievoll verschönerte Wahrheit
Was tut man nicht alles für die Liebe! Frida lässt nichts unversucht, ihren Felix zurückzuerobern.
Dass das in „Sweet Disaster“ skurrile Formen annimmt, stört sie nicht.
Wie das Leben so spielt: Frida (Friederike
Kempter) ist 40 und plötzlich schwanger. Leider
ist der Kindsvater über alle Berge, noch bevor er
von seinem „Glück“ erfahren kann. Frida versucht
Felix (Florian Lukas) mit allen Mitteln zuzurückzugewinnen.
Das nimmt zum Teil skurrile
Züge an, wie „Sweet Disaster“, die Komödie nach
einem Drehbuch von Ruth Toma, ab 11. August
im Kino vorführt.
Felix ist zurück zu seiner Ex. Kann nicht wahr
sein, findet Frida. Und so verwendet sie bunte
Farben, wie sie es in ihren Malkursen kunstvoll
macht, und verschönert die unangenehme Wahrheit.
Bei den zum Teil absurden Versuchen beim
Buhlen um Felix hilft ihr die 15-jährige Yolanda,
die die erforderliche Spionageausrüstung beisteuert.
So nimmt eine Wohlfühlkomödie ihren
Anfang, in der unkontrollierbare Erwachsene,
rebellische Teenies sowie Heli koptereltern und
fünf Omas über die Kinoleinwand tollen. Heraus
kommt tatsächlich ein süßes Desaster – mit
allerhand absurden Szenen. tyl
Frida macht sich die Welt
manchmal, wie sie ihr
gefällt.
Pinyol überlassen als Dank für seine Rettung im
Spanischen Bürgerkrieg. Der junge Pinyol (Jacob
Diarte) will das Land allerdings zurück und von
dem Handschlag seines Opas nichts mehr wissen.
Dort, wo jetzt Pfirsiche wachsen,
möchte er Sonnenstrom „ernten“.
So packen die Solés ein letztes Mal
an. Alle helfen mit, so wie jedes Jahr.
Die Geschichte ist so handfest, zärtlich
und sinnlich erzählt, dass man
beim Zuschauen das Gefühl bekommt,
selbst dazuzugehören. Je
näher das Ende des Sommers rückt,
desto mehr nehmen die Spannungen
in der Familie zu. Nur Großvater
Rogelio (Josep Abad) hofft noch,
Pinyol umstimmen zu können. Fast
übersehen die Solés, dass sie einen
Trumpf in Händen halten, den ihnen
niemand wegnehmen kann.
Das Kinopublikum darf sich auf einen
Film voller Farben, Kontraste und Facetten,
voller Leben und Liebe freuen. tyl
Fotos: Zeitgeist Filmproduktion/AnneBolick
Kino
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