
Split hat viele Gesichter, je nachdem, woher
der Wind bläst. Wenn die kalten Luftmassen der
Bora vom Dinarischen Gebirge herunter und
durch die Häuserschluchten fegen, kommt das
Leben in der Stadt zum Erliegen. Wer vor die Tür
gehen muss, zieht die Schultern hoch und eilt mit
gesenktem Kopf durch die menschenleeren Straßen.
Flugzeuge bleiben am Boden, Brücken werden
gesperrt.
Palast, Promenade, Palmen
Bringt der Maestral milde Luft vom Festland an
die Küste, zeigt Split sein freundlichstes Gesicht.
Einheimische und Touristen flanieren am Ufer
entlang, spielen am Stadtstrand oder genießen ihren
Aperol Spritz auf den steinernen Stufen des
Peristyl, des zentralen Platzes des altrömischen
Palastes. Auf der palmengesäumten Promenade
schauen sie versonnen ins Abendrot, schlecken an
ihrem Eis oder mümmeln eine Slanci, eine kroatische
Salzbrotstange.
Während die Bora die Stadt aus heiterem Himmel
überfällt, kündigt sich eine weitere Wetterlage,
der Jugo, Tage im Voraus an. Wenn sich die Palmblätter
nicht mehr bewegen und die Luft zu stehen
scheint, bringen die Fischer ihre Boote in den Hafen.
Sie wissen, dass der Scirocco, wie der Jugo
auch genannt wird, die sonst so zahme Adria in
eine Furie mit fünf Meter hohen Wellen verwandeln
kann. Der Himmel öffnet seine Schleusen
und in den kopfsteingepflasterten Altstadtgassen
bilden sich kleine Bäche.
Als Kaiser Diokletian im Jahr 305 nach Christus
abdankte und von Rom zurück in seine dalmatische
Heimat ging, wusste er um die Wetterkapriolen
an der dortigen Küste, denn er war in
der Nähe von Spalatum, dem heutigen Split, aufgewachsen.
30.000 Quadratmeter umfasste die
Palastfläche, auf welcher er Villen, Militärgebäude
und sakrale Bauten errichten ließ.
Des Kaisers Liebe zu Ägypten
Als großer Verehrer ägyptischer Kultur ordnete
der Altkaiser Diokletian an, zwölf Sphingen nach
Split zu bringen und auf dem Palastgelände aufzustellen.
Eine der letzten noch erhaltenen dieser
Figuren mit Löwenkörper und Menschenkopf
stammt aus der Zeit Pharao Thutmosis III. und ist
um die 3.000 Jahre alt. Sie sollte das Mausoleum
des einstigen römischen Imperators bewachen.
Nach seinem Tod setzte sich im Reich nach und
nach das Christentum durch und die Grabanlage
wurde zur Kathedrale. Auch die Sphinx konnte
nicht verhindern, dass des Kaisers Gebeine nach
200 Jahren den sterblichen Überresten des heiligen
Domnius weichen mussten. In der Altstadt
sind viele Zeugnisse vergangener Epochen zu bewundern.
Römische Säulen flankieren das Peristyl.
Am „Prokurative“, offiziell „Platz der Republik“,
sind die Bauten mit Rundbogenfenstern
Venedigs Palästen nachempfunden. Gleich hinter
dem Goldenen Tor reckt ein acht Meter hoher Bischof
Grgur Ninski einen Zeigefinger mahnend
in die Höhe. Den Zeh dieser Statue zu reiben, die
den mittelalterlichen kroatischen Kanzler und
Kirchenmann darstellt, soll Glück bringen.
Denkmalschutz und Neues
Im Jahr 1918 wurden alle Baudenkmäler unter
Denkmalschutz gestellt, 1923 beauftragte Splits
Bürgermeister Ivo Tartaglia die Architekten Wolfgang
Schürmann und Alfred Keller mit der Neugestaltung
der Stadt. Es entstand der Handelshafen,
ein Bahnhof wurde gebaut, ein Grüngürtel
um den historischen Stadtkern angelegt, der Berg
Marjan aufgeforstet, die Uferstraße Riva zur Promenade
ausgebaut und mit Palmen bepflanzt.
1979 belohnte die UNESCO das umsichtige und
geschichtsbewusste Vorgehen der Stadt Split mit
einem Eintrag in die Liste des Weltkulturerbes.
Die gut erhaltene Altstadt zieht nicht nur Kulturreisende
und Mittelmeersegler an, sondern aus
Dubrovnik kommend ganze Kreuzfahrtschiffe mit
Fans der TV-Serie „Game of Thrones“, kurz „GoT“,
Reportage
Ruhig in der Sonne liegen, wie die
Boote im Hafen, oder sportiv
genießen: Die Insel Braeignet sich
zum Strandbaden und Windsurfen.
Split und Umgebung
Welterbe, Wind und Winnetou
Split, die zweitgrößte Stadt Kroatiens, liegt an der Küste Dalmatiens.
Berühmt für ihre historische Altstadt, ist sie aber auch der ideale Ausgangspunkt
für Tagesausflüge nach Trogir und auf die Insel Brač.
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