
Goldgelb tropft Öl aus kleinen Fläschchen auf
ein Stückchen Weißbrot. Leicht nussig schmeckt
das Hanföl. Das Blaumohnöl ein wenig nach
Sommerblumenwiese. Und das Rapsöl sehr mild.
Hergestellt hat diese Naturprodukte eine junge
Landwirtin aus Perkam. Vor zwei Jahren investierte
Alexandra Ammer in eine Ölpresse. Seither
liefert der Ammerhof alles aus einer Hand:
vom Anbau der Pflanzen über die Ernte und das
Ölpressen bis hin zum Vertrieb. Dabei wollte die
27-Jährige niemals Landwirtin werden.
Ausgleichendes Doppelleben
Es hat sie total genervt, wenn alle ihre Freundinnen
im Sommer am See lagen – und sie musste
mit ihren zwei Geschwistern Kartoffeln klauben.
Heute kann sich Alexandra Ammer ihr Leben
ohne Landwirtschaft nicht mehr vorstellen. Sie
arbeitet hauptberuflich als Agrarkundenberaterin
in der Bank, doch viele Stunden im Monat
fließen in ihre Arbeit an den Ölen. „Ich führe ein
Doppelleben und brauche den Ausgleich, ich liebe
meinen Beruf, aber ich muss auch raus aufs
Feld“, erklärt sie lächelnd.
Ein Versuchsfeld mit Hanf
Auf die Idee, ihr eigenes Öl herzustellen, hat sie
ihre Schwester gebracht. Denn sie war auf der Suche
nach einem Produkt, das sie direkt vermarkten
kann, auch im eigenen Hofladen. Angefangen
hat sie auf einem 1.200 Quadratmeter großen Versuchsfeld
mit Hanf. Der Anbau der Pflanze wird
wegen ihrer bekanntlich berauschenden Wirkung
streng kontrolliert. Nicht alles ging glatt bei den
18 glücksblatt
ersten Anbauversuchen. Alexandra Ammer setzt
zum Beispiel keine Spritzmittel ein, muss also anderweitig
das Unkraut in Schach halten. „Es gab
immer wieder Rückschläge, das tut einem dann
schon weh, weil man auch Geld investiert und
Zeit“, sagt sie. Aber nun fließt es aus der Presse,
das eigene Hanföl. Und dazu auch noch Blaumohn
und Rapsöl.
Der Verkaufsschlager: Raps
Am leichtesten ist für Alexandra Ammer die
Herstellung von Letzterem. Denn ihre Eltern
und sie erzeugen seit vielen Jahren Raps – der
Anbau der Pflanze ist also anders als bei Hanf
und Blaumohn erprobt. Tatsächlich ist es auch
der Verkaufsschlager unter Alexandra Ammers
Alexandra Ammer hat die
Produkten. Dass es hochwertig ist, darauf legt sie
großen Wert. „Ich wollte nie 08/15-Produkte
machen“, so die Landwirtin. Auf Rang zwei befindet
sich das Hanföl. Das vom Blaumohn ist
noch der Exot. In der Region wird sonst nirgendwo
eines aus dieser hübschen, violett blühenden
Pflanze erzeugt. Ihr Lebensgefährte Johannes
baut sie an und braucht dafür Fingerspitzengefühl.
„Blaumohn ist wunderschön, aber sehr
empfindlich“, erklärt Alexandra Ammer.
Einfach „pfenniggut“
Sie hat vor zwei Jahren in eine gebrauchte Ölpresse
investiert. „Pfenniggut ist die“, sagt Alexandra
erfreut. 5.000 Euro hat sie gekostet und verfügt
über einen Elektromotor. Der Hersteller hat ihr
Tipps und Tricks verraten, doch viele Erfahrungen
musste sie selber machen. Einmal im Monat
wird derzeit gepresst, 70 Liter kommen heraus.
Dafür läuft die Maschine im eigens eingerichteten
und sauber gefliesten Wirtschaftsraum um die
sechs Stunden, je nach Pflanze. Wenn das Öl so
weit ist, wird es per Hand in die Flaschen gefüllt.
Den Verschluss samt Ausgießer presst eine manuell
betriebene Maschine für Kronkorken drauf.
Auch die Etiketten, die ein befreundeter Grafikdesigner
liebevoll mit den stilisierten Pflanzen
gestaltet hat, klebt sie selber auf. Im heimischen
Hofladen reihen sich die Fläschchen verschiedener
Größen nebeneinander und werden gut nachgefragt.
„Wer einmal ein Öl von mir gekauft hat,
der kommt in der Regel immer wieder“, so die
Erfahrung der Landwirtin. Melanie Bäumel-Schachtner
In Zeiten leerer Ölregale im Supermarkt setzt
eine junge Landwirtin aus der Nähe von
Straubing auf Selbstgemachtes: Alexandra
Ammer presst hochwertiges Speiseöl.
Fotos: Bäumel-Schachtner